Radfahren

Verschiedene Pedalsysteme – Cleats, Radschuhe und Co.

von Karen Böhnke - 2 Mar, 2018

Zu Beginn einer Triathlonlaufbahn gibt es unendlich viele Stellschrauben, um die individuelle Performance zu verbessern. Auf der einen Seite ist das natürlich das Training, aber auch auf Materialseite gibt es nach oben keine Grenzen. Wird der erste Triathlon noch mit dem Trekking- oder Mountainbike bestritten, darf es für den nächsten schon ein Rennrad sein. Hier lohnt sich ein genauer Blick: denn bereits mit kleinen Umbauten, lässt sich die Leistung deutlich steigern. Ein Beispiel dafür sind die Pedale.$PreviewBreak

Der Sportler hat nur drei Kontaktpunkte zum Fahrrad. Das sind Lenker, Sattel und Pedale. Der Kontaktpunkt der unmittelbaren Kraftübertragung sind die Pedale. Man unterscheidet grundsätzlich zwei Arten von Pedalen, zum einen Plattformpedale, die man vom „normalen“ Fahrrad kennt, und zum anderen Klickpedale.

Klickpedale sorgen für schnelle Radzeiten

Zunächst einmal haben Klickpedale die Aufgabe eine feste Verbindung zwischen Fuß und Pedal herzustellen. Dadurch ergibt sich ein verbesserter Tretablauf – den sogenannten runden Tritt. Der Sportler kann nicht nur nach unten Kraft auf die Pedale auszuüben, sondern auch an den Pedalen zu ziehen. Zudem ist es nahezu unmöglich vom Pedal abzurutschen und der Fuß des Athleten befindet sich immer auf dem optimalen Druckpunkt – vorausgesetzt die Einstellung ist richtig.

Funktionsweise von Klickpedalen

Für das Fahren mit Klickpedalen benötigt man spezielle Fahrradschuhe, an deren Unterseite eine Metall oder Kunststoffplatte verschraubt wird. Diese Platten werden auch als Cleats bezeichnet und zeichnen sich durch eine unterschiedliche seitliche Bewegungsfreiheit des Fußes, den Float-Winkel, aus. Je geringer die Bewegungsfreiheit, desto effizienter ist die Kraftübertragung. Je höher die Steifigkeit, umso größer ist auch die Belastung, denen die Kniegelenke und der Bewegungsapparat ausgesetzt sind. Die Schuhplatten rasten durch ausreichendes Anpressen auf das Pedal mit einem hörbaren Klick ein, daher auch der Name Klickpedale. Um die Verbindung zwischen Fuß und Pedal wieder zu lösen dreht man den Fuß ein Stück nach außen. Der Druck der für Ein- und Ausstieg aufgewendet werden muss, lässt sich bei vielen Pedalen regulieren.

Montage

Die Montage der Pedale funktioniert mit einem Innensechskant-Schlüssel, die Pedale werden einfach in die Kurbeln geschraubt. Die Achse des Pedals ist in der Regel aus Stahl, Titan oder Chromoly (eine Stahllegierung mit Chrom und Molybdän) gefertigt. Als schwerste und billigste Variante gilt Stahl und als extrem leichtes und teures Material kommt Titan zum Einsatz. Das optimale Preis-Leistungsverhältnis bieten dabei die Pedale aus Chromoly. Wichtig: Die Pedale nur bis zum Ende des Gewindes anziehen und nicht darüber hinaus Kraft aufwenden. Andernfalls kann es passieren, dass du die Pedale nicht mehr lösen kannst.

Einstellung der Cleats

Damit der Fuß auch in der fixierten Position auf dem Pedal so natürlich arbeiten kann wie möglich, sollten die Schuhplatten passgenau eingestellt werden. Sie werden mit drei Schrauben am Rennrad- oder Triathlonschuh befestigt und können über diese drei Punkte individuell ausgerichtet werden. Wenn du deine Cleats zum ersten Mal einstellst, solltest du die Schuhe in der Längsachse möglichst grade ausrichten. Als Unterstützung gibt es bei vielen Radschuhen Hilfslinien auf der Schuhsohle. Um eine optimale Kraftübertragung zu Erreichen, sollte die Pedalachse genau auf dem Großzehengrundgelenk liegen.

Je nach Fuß oder Bewegungsablauf kann die optimale Cleat-Position stark variieren. Oftmals ist es hilfreich sich von einem Bikefitter dabei helfen zu lassen. Er kann mit Hilfe des Funktional-Bike-Tests die Arbeitsweise des Fußes analysieren und dann das Quergewölbe des jeweiligen Fußes optimal auf die Pedalachse einstellen, sodass der Fuß in seiner normalen Arbeitsfunktion zu unterstützt wird.

 

Systeme im Überblick

Für Klickpedale gibt es eine Vielzahl unterschiedlicher Systeme. Sowohl die verschiedenen Hersteller wie beispielsweise Shimano oder Look bieten unterschiedliche Systeme an, aber auch innerhalb gibt es nochmal Unterschiede z.B. für das Fahren mit dem Mountainbike oder Rennrad. Die bekanntesten Systeme für Rennradfahrer und Triathleten wollen wir hier kurz vorstellen.

Shimano SPD-SL

SPD-SL ist die speziell für Straßenfahrten konzipierte Weiterentwicklung des SPD Systems. Es wurde spezifisch für die Anforderungen von Weltklasse-Straßenrennfahrern entwickelt und ist inzwischen unter Rennradfahrern und Triathleten bekannt und beliebt. Alle Pedale mit der Kennzeichnung SPD-SL lassen sich mit den zugehörigen SPD-SL-Cleats fahren. Charakteristisch für die SPD-SL Pedale ist eine besonders breite Kontaktfläche zwischen Pedal und Cleat. So ist für eine wirksame Kraftübertragung auch bei extremen Pedallasten gesorgt.

Die Ein- und Ausstiegshärte ist über eine kleine Sechskant-Schraube einstellbar. Wie weit die Füße im Pedal nach außen rotieren, kann durch die Auswahl verschiedener Schuhplatten angepasst werden. Shimano bietet hierzu drei Varianten an: gelb, rot und blau. Gelbe Cleats ermöglichen seitliches Spiel im Fersenbereich nach Einrasten des Schuhs. Die blauen Modelle ermöglichen seitliche Bewegung im vorderen Bereich des Schuhs. Die roten Cleats hingegen haben kein Spiel. Die farbigen Aufstandspunkte sollen zudem beim Gehen mit den Radschuhen den Verschleiß verhindern. Auch nach langer Nutzung sind daher kaum Abnutzungserscheinungen zu erkennen.

Look Keo

Diese Klickpedale haben bereits eine lange Tradition, denn der französische Hersteller Look gilt als erster Entwickler der Klickpedale. Das Keo-System gehört zu den am weitesten verbreiteten Systemen im Rennrad- und Triathlonbereich. Das Prinzip des Ein- und Aussteigens ist quasi identisch zu Shimano SPD-SL, auch wenn die Einstiegsfläche ein wenig kleiner ist.

Im Sortiment befinden sich drei verschiedene Cleats, die mit allen Rennrad-Pedalen kompatibel sind. Graue Cleats, die standardmäßig mitgeliefert werden, und um insgesamt 4,5° Grad bewegt werden können. Die schwarzen Cleats, die gar keinen Spielraum haben. Zuletzt die roten Modelle, die das größte Spiel haben mit 9° Grad. Hier schneidet Look in einigen Test nicht ganz so gut ab wie Shimano, da erste Verschleißerscheinungen an den Look Keo Schuhplatten relativ schnell sichtbar werden. Vor allem wenn man des öfteren mit den Radschuhen auf Asphalt läuft, nutzen sich die Platten stark ab.

Speedplay

Bei den Klickpedalen des Herstellers Speedplay ist das Pedal selber relativ klein. Durch den großen Cleat unter dem Schuh, der sowohl mit Drei- als auch mit Vier-Loch-System befestigt werden kann, wird aber eine breite Auflagefläche zur idealen Kraftübertragung geschaffen. Allerdings ist es so kaum möglich in den Radschuhen zu laufen und es besteht eine hohe Sturzgefahr.

Das erste Einklicken ist für die meisten Rennradler ungewohnt, denn Speedplay Pedale bieten einen beidseitigen Einstieg und man steigt gerade in die Pedale ein. Das Ausklicken funktioniert auf die bekannte Art des Ausdrehens. Anders als bei anderen Klickpedal-Systemen wird die Einstiegs- bzw. Ausstiegshärte an der Schuhplatte und nicht am Pedal reguliert. Die Schrauben des Cleats sollten also nicht zu fest angezogen werden. Speedplay bietet hierfür einen speziellen Drehmomentschlüssel an.
Die Speedplay Pedale sind sehr kniefreundlich, denn mit zwei weiteren kleinen Schrauben am Cleat kann die Bewegungsfreiheit des eingeklickten Schuhs eingestellt werden. So kann genau der Winkel (zwischen 0 und 15 Grad) eingestellt werden, bei dem man sich am wohlsten fühlt.

Speedplay bewirbt bei seinen Pedalsystemen die geringe Bauhöhe der Pedale. Sie soll Aerodynamik und Kraftübertragung verbessern, sorgt aber auch dafür dass sich der Schuh sehr nah an der Pedalachse befindet. Der Sattel sollte deswegen um ein paar mm nach unten verstellt werden. Überlegungen zur Optimierung der Aerodynamik wurden beim Modell zero aero auf die Spitze getrieben. Bei diesem Modell sollen Pedale und Cleats eine geschlossene, aerodynamisch-optimierte Oberfläche ergeben. Es ist die Wahl der Profis, wenn es darum geht, im Rennen den letzten Rest Luftwiderstand zu reduzieren.