Schwimmen

Schwimmreisen: Das neue Freiwasser-Erlebnis

von Katrin Spägele - 16 Aug, 2017

Nicht nur faul auf der Haut liegen, ist den meisten Deutschen im Urlaub sehr wichtig. Tourismusbüros prahlen mit tollen Angeboten und super Abenteuern. Helikopterflüge, Paraglide, Bungee-Sprünge, Rafting oder Quadtouren... die Liste ist unendlich. Beliebt sind aber vor allem die niedrigpreisigen Klassiker wie Wandern in den Bergen oder Radtouren entlang der Küste. Für Sportler – insbesondere Triathleten – also gar nicht so fern vom eigentlichen Training. Da stellt sich für sie aber die Frage: Warum gibt es Touren zu Fuß und mit dem Rad, aber nichts für Schwimmer?$PreviewBreak Der Engländer Simon Murie fand Anfang der 2000er darauf eine passende Antwort: Er organisiert geführte Schwimmtouren und liefert Sightseeing-Routen der besonderen Art.

Schwimmen und Reisen – es kann so einfach sein!

Murie wollte einfach nur zwei der schönsten Dinge der Welt kombinieren: Schwimmen und Reisen! Daraus entstand schnell ein Geschäftsmodell, welches heute Urlauber aus ganz Europa lockt. Sein Unternehmen Swimtrek mit Sitz in Brighton bietet Schwimmreisen zu über 40 Destinationen. Mittlerweile buchen jedes Jahr mehr als 2.500, darunter 300 Deutsche, die besonderen Schwimmurlaube bei Swimtrek.

Typische Ziele der Schwimmreisen

Im Angebot finden sich Open-Water-Erlebnisse wie Schwimmreisen über eine Woche, Wochenendtrips, Freiwasser-Trainingscamps, Events an bestimmten Locations oder Wettkämpfe. Darunter fallen auch sogenannte Kurztrips zum Beispiel nach Slowenien zum Gletschersee Bled oder in die britischen Central Lakes. Weiter entfernte Reisen führen auf die Malediven, die Galapagosinseln oder laden zum Umrunden der ehemaligen Gefängnisinsel Alcatraz ein. Am beliebtesten sind aber Ziele rund ums Mittelmeer, wie Griechenland, Kroatien, Spanien und die Türkei. Es gibt aber auch Wettkampfreisen zum Little Red Lighthouse Swim in New York oder zum Amsterdam City Swim durch die Grachten.

Riviera de Montenegro

Montenegro ist bestimmt nicht der erste Ort ist, der einem in den Sinn kommt, wenn man an einen Badeurlaub denkt, aber er ist ein wahrer versteckter Juwel der Freiwasser-Schwimmwelt. Eine Reise nach Montenegro lebt von ihrer Vielfältigkeit. Geschwommen wird in Meer, See, Fluss und Fjord und vom Wasser aus gibt es viele altertümliche Fischerdörfer, schwarze Berge, goldene Strände und weiße Sandsteingebäude zu bewundern. Die Tour Highlights führen in die berühmte Plava Špilja (Blaue Grotte) und in den atemberaubenden See Skadar Nahe der albanischen Grenze.

Kurztrips in Kroatien

Freiwasser-Schwimmen in Kroatien, das ist eine Mischung aus Küstenschwimmen und Insel-Hopping, denn die kroatische Adriaküste ist mit mehr als 1.000 Inseln gespickt. Viele der auf der Tour besuchten Inseln sind unbewohnt und ihre natürliche Schönheit ist unberührt. Beim Kurztrip in Kroatien wird die idyllische dalmatinische Küste des atemberaubenden Šibenik-Archipels erforscht, die herrliche Wasserqualität und unzählige spektakuläre Orte bietet. Teilnehmer können zwischen täglichen Schwimmstrecken von drei bis acht Kilometern wählen.

Golden Gate BridgeSchwimmreise in den USA

Es ist kein Geheimnis, dass in den Vereinigten Staaten die verschiedensten, interessanten und ikonischen Landschaften auf dem Planeten beheimatet sind. Von den Schluchten von Arizona bis zum berüchtigten Schwimmen von Alcatraz nach San Francisco, bietet ein Schwimmurlaub in den USA die Möglichkeit, einige der schönsten und bekanntesten Reiseziele des Landes aus einer einzigartigen und unvergesslichen Perspektive zu entdecken. Die eintägige Freiwasser-Schwimmtour von der Gefängnisinsel Alcatraz bietet neben der Flucht aus dem berüchtigten Gefängnis auch eine einmalige Ansicht der majestätischen Golden Gate Bridge aus der Meeresspiegel-Perspektive.

Sightseeing aus der Wasserperspektive

Ganz im Vordergrund der Schwimmurlaube stehen die Erlebnisse zu Wasser. Dabei ist es für die Teilnehmer wichtig, den Wettkampfgedanken nicht mit ins Wasser zu nehmen. Ein entspanntes und geselliges Schwimmen in der Gruppe mit individuellem Schwimmstil stellt sicher, dass die Schwimmreise zu einer einmaligen Sightseeing-Tour wird. Das Ganze ähnelt also keinem Trainingslager, sondern der Erkundung des Umlandes über das Wasser. Eine gewisse Ausdauer und Grunderfahrung im Freiwasser ist aber für das Abenteuer Schwimmreise unerlässlich. Schließlich werden Touren von 3 bis 8 Kilometer pro Tag angeboten.

Ohne Bus und Auto zu den Sehenswürdigkeiten

Die Teilnehmer erwartet ein Allinclusive-Paket vom Veranstalter SwimTrek. Der Tag beginnt mit einem gemeinsamen Frühstück aller Urlauber. Danach geht es für ein bis zwei Stunden aufs Wasser zu einem Tagesziel. Die Teilnehmer werden in 3 bis 4 unterschiedliche Gruppen mit einer Größe von 5-8 Schwimmern je nach Leistungsstand und Schwimmschnelligkeit oder Schwimmstil aufgeteilt. Mittagessen gibt es dann meist am Tagesziel, ehe wieder zurück geschwommen und abends in einer Lokalität eingekehrt wird. Während der gesamten Schwimmstrecke sind mehrere Beiboote im Wasser, die auf die Sicherheit eines jeden Schwimmers achten. Zudem kann man sich am Abend auch den einen oder anderen Tipp zur Technikverbesserung von den Guides einholen.

Diese Rund-um-Betreuung hat allerdings auch ihren Preis: Für eine Woche Schwimmreise muss man etwa mit 1000 Euro rechnen. Dafür ist die Auswahl, Begleitung und Verpflegung optimal gewährleistet.

Mittelmeer – Gemeinden sind kreativ!

Enige kleine Gemeinden an der Mittelmeerküste lassen sich für ihre schwimmbegeisterten Touristen etwas ganz Besonderes einfallen. Mit dem Ziel immer mehr Menschen für das Freiwasserschwimmen zu begeistern, stecken die Gemeinden kleine Kurse von 500 bis 2.000 Meter entlang der Küste. Die Start- und Zielpunkte sind einfach zu erreichen und ermöglichen den Sportlern eine Sightseeingtour der besonderen Art: Vom Wasser aus die Küstenlandschaft erkunden. Die Angehörigen können entspannt nebenher an der Küste entlang mit spazieren. Vor allem die Costa Brava und Costa Barcelona sind Vorreiter dieses Projektes.

Kooperation mit lokalen Unternehmen

Die Schwimmstrecken sind durch gelbe Bojen markiert und große Tafeln informieren über den Kursverlauf, Wassertemperatur und auch die ungefähre Schwimmdauer. Zudem wird auch die Fisch- und Pflanzenwelt aufgezeigt. Einen weiteren Pluspunkt bieten die Absprachen mit ortsansässigen Surf- und Tauchschulen sowie Cafés. Erstere führen kleine Einführungskurse durch und die Cafés bieten an die Wertsachen und Kleidung der Schwimmer während der Tour aufzubewahren. Nachteilig ist anzumerken, dass die Touren allerdings nicht geführt bzw. auch nicht von Rettungsschwimmern überwacht werden und die Schwimmer daher auf eigenes Risiko ins Wasser gehen.

Inzwischen werden aber auch geführte Events an der Mittelmeerküste organisiert. Dabei werden die einzelnen Strecken geschwommen und die Distanzen zwischen den einzelnen Schwimmabschnitten werden mit dem Bus zurückgelegt. Am Ende des Tages hat jeder Schwimmer dann zwischen acht und zehn Kilometer im Freiwasser zurückgelegt, sofern er auch keine Strecke ausgelassen hat.

Touristenmagnet für Aktivurlauber

Hinter dem Projekt stehen meist die lokalen Touristenbüros, die darin eine Chance sehen mehr Urlauber in die Gemeinden zu locken. In den letzten zwei Jahren wurden schon mehr als 20 dieser Schwimmrouten eingerichtet. Vor allem die Aktivurlauber und sportlichen Familien werden als Hauptzielgruppe angesehen. Das Projekt möchte aber auch ein Klischee aus dem Weg räumen. Da in Spanien Freiwasserschwimmer oft mit Exoten oder Extremsportler verglichen werden, wollen die Gemeinden den Menschen die Faszination des Schwimmens im Meer näherbringen. Mit den gesteckten Touren soll das Freiwasserschwimmen auf eine Stufe mit anderen Urlaubsaktivitäten wie Wakeboarden, Surfen, Radfahren oder Wandern gestellt werden. So trauen sich vielleicht auch bald mal die etwas wasserscheueren Menschen auf die Schwimmstrecken an der spanischen Küste. Die Saison der Schwimmrouten beginnt Ende Mai und endet im Oktober, wenn auch die Bojen aus den Gewässern geholt werden.

Wir dürfen gespannt sein, wie lange es noch dauert, bis sich dieser Trend auch in Deutschland durchsetzt und sich ab sofort zum gemeinsamen Freiwasserschwimmen anstelle zum Bergwandern verabredet wird.