Triathlon

Im Interview mit Marco Mühlnikel – Teilnehmer der Ironman WM 2016

von Katrin Spägele - 6 Oct, 2016

„Triathlon ist für mich mehr als nur ein Hobby. Für mich ist es ein Synonym für Leidenschaft, Passion, Lebenseinstellung und nicht zuletzt: Spaß!“ So ist es auf der Facebook-Seite von Marco Mühlnikel zu lesen. Seit er im Jahr 2000 mit dem Triathlon begonnen hat, ist er Feuer und Flamme für den Sport und berichtet regelmäßig in seinem Blog von neuen Erfahrungen. Seit seinem besten Wettkampf im August dieses Jahres, als er beim Ironman Kalmar in Schweden lange führte und am Ende 13ter wurde, hält den 31-Jährigen Gesamtschullehrer aus Nordrhein-Westfalen nichts mehr. Mit diesem eindrucksvollen Rennen qualifizierte er sich nach 2012 wieder für den Ironman auf Hawaii. Wie er genau zum Triathlon kam, welche spannenden Erfahrungen er gemacht hat und was er für Ziele hat, haben wir den Siegerländer gefragt. $PreviewBreak

 

Nach zehn Jahren Tennis: Was hat dich dazu bewegt zum Triathlon zu wechseln?

Da ich in Buschhütten groß geworden bin, war die Verbindung zum Triathlon seit meiner Kindheit vorhanden. Jedes Jahr stand ich als faszinierter Zuschauer an der Strecke, wenn sich die Kurz-und Langdistanz-Asse zu Beginn der Saison ein erstes Duell beim Saisonklassiker im Siegerland geliefert haben.
Ans Tennisspielen bin ich damals durch meine Eltern gekommen. Zumindest einmal im Jahr ist ein Tennismatch auch heute noch ein Muss! Mit 15 Jahren hatte ich jedoch genug, da ich gemerkt habe, dass ich mich nicht so wie gewollt weiterentwickelte und es zu oft Momente gab, in denen es nicht so lief und man den Schläger am liebsten sonst wohin geschmissen hätte. Das ist beim Triathlon zum Glück anders.

Siehst du Triathlon als Ausgleich zum Alltag und wie vereinbarst du den Sport mit deinem Beruf?

Schon damals als Jugendlicher war der Sport für mich ein wichtiger Ausgleich zur Schule. Speziell während des Abiturs und auch nachher im Referendariat konnte ich während des Laufens, Radfahrens oder Schwimmens ganz gut abschalten. Von daher habe ich schon früh gelernt, meine Zeit gut einzuteilen. Ein gutes Zeitmanagement ist natürlich auch heute das A und O. Da werden Freistunden schon mal für einen Lauf genutzt, oder vor dem Unterricht in die Talsperre gesprungen.

Wie und was motiviert dich auf den einzelnen Strecken?

Im Wettkampf selbst denke ich in Etappen: Je nach Wettkampfformat (Sprintstrecken in der Bundesliga oder Langdistanzen) motivieren mich natürlich unterschiedliche Dinge. Bspw. sollte jeder einigermaßen gute Schwimmer in der Bundesliga motiviert sein, in die erste Radgruppe zu kommen. Dies ist natürlich bei Mittel- und Langdistanzen kein Motivationsfaktor.
So gibt es unterschiedlichste Aspekte, je nach Länge, Format und auch Streckenprofil. Allgemein ist natürlich der Wettkampf an sich schon Motivation genug. Immerhin hat man sich für die - im Gegensatz zum Training - verschwindend geringe Wettkampfdauer im Training tagtäglich stundenlang gequält.

Was ist deine favorisierte Triathlon-Distanz?

Das ist schwierig. Es hat alles seinen Reiz. Mittlerweile glaube ich aber, dass ich die längeren Distanzen vorziehe. Als `Ü30er` sind mir vor allem die Sprintdistanzen mittlerweile `zu schnell` geworden.

Welche Triathlon-Veranstaltung hat dir am meisten Spaß gemacht?

Ich mag vor allem landschaftlich reizvolle Wettkämpfe (bspw. die Mitteldistanzen in Trum (Österreich), oder aber in Gerardmer (Frankreich). Besonders Spaß macht es aber auch, vor heimischem Publikum zu starten. Von daher hat das Rennen in Buschhütten immer etwas Besonderes. Oft verknüpft man den Spaß aber natürlich auch mit Erfolg. Und von daher muss ich auch den Ironman Schweden in diesem Jahr nennen, da ich als bester Deutscher auf Rang 13 in 8:59:31 Stunden ins Ziel kam.

Welcher war dein härtester Triathlon und warum?

Da möchte ich gleich zwei Rennen nennen, die nicht miteinander zu vergleichen sind: Zum einen das 2.Liga Rennen in Witten vor einigen Jahren. Morgens ging es im Einzel in einem Supersprint darum, die Startreihenfolge für den, nachmittags stattfindenden Teamsprint festzulegen. Vor allem der Wettkampf morgens (gesamte Belastungsdauer waren gerade mal ca. 15 Minuten) war einfach extrem hart. Da wäre kein Meter mehr drin gewesen...
Gleich die 40fache Wettkampfdauer und eine „andere Härte“ habe ich dann auf Hawaii 2012 erlebt. Das einzige Rennen, an das ich mich erinnern kann, bei dem ich im Kopf richtig schwach geworden bin. Der Moment, in dem ich gemerkt habe, dass ich es nicht mehr unter 10 Stunden schaffen würde, hat mich dazu verleitet, mehr zu gehen, als es hätte sein müssen. Es waren brutale Bedingungen 2012 (38 Grad Celsius und eine enorme Luftfeuchtigkeit), aber trotzdem habe ich daraus gelernt.

Du hast schon viele Triathlon-Auszeichnungen gewonnen. Auf welche bist du am meisten stolz?

Da muss ich nicht lange überlegen. Sicherlich auf den 2. Platz in der AK (13. Gesamtplatz) dieses Jahr in Schweden. Nicht unbedingt wegen der Platzierungen, sondern weil ich noch nie auf einen einzigen Wettkampf so hintrainiert habe, um mein Ziel (unter 9 Stunden zu finishen) zu erreichen. Auch wenn ich mir eigentlich erhofft habe, dass es nicht so eng wird, wie es im Endeffekt wurde, war das sicherlich eine Bestätigung für die harte Arbeit und die Investitionen und Verzichte der vergangenen Monate.

Was sind deine Ziele für den Ironman auf Hawaii 2016?

Auf jeden Fall meine Zeiten/Platzierung von 2012 in allen Bereichen zu verbessern. Mit Prognosen, was das Rennen in Kona angeht, sollte man jedoch vorsichtig sein. Die klimatischen Bedingungen nehmen keine Rücksicht auf den Wettkampf! Insgeheim erträumt man sich natürlich trotzdem eine Zielzeit, über die man sich sehr freuen würde. Die behalte ich aber für mich.

Was würdest du anderen Triathleten raten oder an Tipps mitgeben, die als Hobbytriathlet einen Ironman machen wollen?

Auf keinen Fall sollte man einen Ironman „übers Bein brechen“. Man sollte schon mindestens 2 bis 3 Jahre vorher mit dem Triathlonsport begonnen haben und Erfahrungen auf unterschiedlichen Unterdistanzen gesammelt haben. Jedoch bin ich auch der Meinung, dass nahezu jeder Hobbytriathlet einen Ironman finishen kann, wenn er will. Sicherlich ist es nicht verkehrt, sich jemandem anzuvertrauen, der Erfahrung hat, wie man sich auf eine solche Extrembelastung vorbereitet.
Man sollte auch auf keinen Fall den Fehler machen, nur noch den Fokus auf den Sport zu richten. Ausgleich und Abwechslung (und vielleicht auch mal eine Party am Wochenende…sofern es nicht jedes Wochenende mit einem Kater am Sonntagmorgen endet) sind wichtig. Und auch die sozialen Kontakte sollten nicht vernachlässigt werden. Denn am Ende will man doch auch Anerkennung finden, für das was man geleistet hat, wenn man hört: „You are an Ironman“. Und das funktioniert nur, wenn man Leute um sich rum hat, mit denen man auch nach der trainingsintensiven Zeit genauso gut klarkommt, wie vorher!

Und nie vergessen: Wir machen das Ganze, weil es uns Spaß macht!

Sportshop-Triathlon wünscht Marco Mühlnikel viel Erfolg auf Hawaii und drückt ihm die Daumen für seine persönliche Traumzeit!