Nach der Saison ist vor der Saison! In der Übergangszeit von Dezember bis Februar beschäftigen sich viele Triathleten bereits mit der Planung der kommenden Saison. Neue Ziele werden bereits gesteckt, die Triathlon-Kalender eifrig studiert und die ersten Wettkämpfe gebucht. Dabei muss auch das Equipment überprüft werden. Ist der Neopren noch funktionsfähig? Brauche ich neue Laufschuhe? Hält meine Schwimmbrille noch dicht? Kaufe ich ein neues Rad, um neue Bestzeiten realisieren zu können und meine Ziele zu erreichen? Kann ich mit einem schnelleren Rad meine Ambitionen und Motivation stärken? – JA! Aber worauf muss ich achten? In diesem Artikel findet ihr wichtige Informationen zum Radkauf für die nächste Saison!$PreviewBreak
Zeit für ein neues Rennrad
Nicht immer ist es sinnvoll gleich ein neues Rad zu kaufen. Manchmal hilft es einzelne Teile beim Rad auszutauschen, um es hochwertiger und effektiver zu machen. Im Allgemeinen sollte man einen Neukauf individuell nach seinen Anforderungen entscheiden. Wenn man leistungsorientierter unterwegs ist, dann sollte es durchaus ein neueres Modell sein. Bei Einsteigern oder Hobbyathleten ist es oft eine finanzielle Entscheidung. „Ein guter Alurahmen mit einer 105er Shimano Schaltung lässt sich auch gut fahren und ist mehr als funktionsfähig. Es ist natürlich nicht abzustreiten, dass eine elektronische Schaltung und ein Carbonrahmen eine Menge Fahrspaß bieten“, verrät unser Experte David Jeckel, der selbst seit 2004 dem Triathlon-Sport nachgeht. Als studierter Physiotherapeut ist er Spezialist für die Themen Laufanalyse und Bike-Fitting bei ProAthletes. ProAthletes - ein Kölner Unternehmen - verknüpft Wissenschaft und Erfahrung in einem Team von Experten. Bei Mängeln sollte man vor allem auf den Rahmen achten, gerade ältere Rahmen werden im Bereich des Tretlagers „weich“ und haben keine gute Kraftübertragung mehr. Zusätzlich sollte man bei Carbonrahmen darauf achten, dass Schrammen oder Kratzer nicht die Steifigkeit und Stabilität des Rahmens/ Sitzrohrs/ Lenker oder der Gabel verringert haben. Dies könnte äußerst gefährlich werden und man sollte sich lieber nach einem neuen Rennrad umsehen.
Worauf muss ich beim Radkauf achten?
Dabei muss man aber auf einiges achten, um das perfekt passende Rad für sich zu finden. Zuerst sollte man sich über sein Budget im Klaren sein. Wieviel kann und möchte ich für ein neues Rennrad ausgeben? „Wenn ein Budget bei ca. 1000-1500€ liegt, empfehlen wir gerne einen guten Alurahmen zu kaufen, da in dem Preissegment die Carbonrahmen teilweise mit schlechteren Komponenten verarbeitet sind“, empfiehlt Masterabsolvent Jeckel.
Ganz wichtig ist, dass die Größe des Rades zu der eigenen Körpergröße und den Hebeln des Körpers passt. Dafür kann man sich bei Bikefitting-Anbietern vermessen lassen. Hierbei werden auf der Grundlage von den Körpermaßen mögliche „Stack and Reach Daten“ errechnet. Man kann hierbei sogar unterscheiden, ob der Sportler eher sportlich- oder tourenorientierter fahren möchte und auf der Grundlage des individuellen Zieles eine Rahmengröße auswählen.Ebenso gibt es Sitzriesen und es gibt die Sportler mit langen Beinen. Auf solche Faktoren wird in einer Vorvermessung geachtet. Es gibt verschiedene Rad-Hersteller die daraufhin in Frage kommen. „Häufig werden wir gefragt welche Schaltung man am besten fährt. Hierbei gibt es 2-3 größere Hersteller: Shimano, Campangolo und SRAM. Im Allgemeinen empfinden wir alle Topmodelle als sehr gut. Jeder Hersteller hat minimale Unterschiede in der Schaltart und Schaltweise. Dies würde ich als eigene Vorliebe entscheiden und sollte man wohl vorher ausprobieren“, gibt Jeckel weitere Einblicke in seine Arbeit.
Vorsicht vor heimlichen Fallen
Im Allgemeinen sollte man auf kleine Komponenten achten. Zum Beispiel werden bei den „billigeren Rädern“ höherwertige Schaltgriffe verwendet. Dies gibt dann vorerst den Anschein, dass bei diesem Fahrrad höherwertige Materialien verwendet wurden. Beim näheren Hinsehen, kann man jedoch oft feststellen, dass sowohl die Kurbel, als auch die Schaltung an sich, eine „schlechtere“ Komponente darstellen.
Häufig passieren aber auch beim Verkauf und der Beratung Fehler. Der Typischste ist: Ein zu großes Rad! „Es ist Wahnsinn, aber fast jedem Sportler bauen wir bei unseren Bikefittings einen kürzeren Vorbau darauf. Die Räder werden tendenziell zu groß gekauft. Daher versuchen wir über Pre-Fittings dieses Risiko zu minimieren, “ sagt der Mit-Inhaber von ProAthletes. Vor allem beim Zeitfahrrad geht in solchen Fällen viel aerodynamisches Potenzial verloren. Daher solltet ihr auf eine passende Größe sehr viel Wert legen. Wenn ihr doch die falsche Größe gekauft habt und dies erst im Nachhinein feststellt, dann gibt es bei vielen Radhändlern die Möglichkeit der Garantierückgabe. Darüber sollte man sich aber im Vorfeld bei einem Neukauf informieren. Bei Schäden und Mängeln am Rad muss individuell im Vertrag und den Garantiebestimmungen nachgelesen werden. Oft gibt es für den Rahmen, die Komponenten oder die Lackierung verschiedene Angaben. Dabei gibt es Zeitspannen von 2 bis 6 Jahren.
Onlineeinkauf versus Filialkauf
Wenn der Sportler ein Prefitting durchgeführt hat oder anhand seiner biometrischen Daten einen Sitzpositionskalkulator angewendet hat, kann er gezielt auch auf einen Online-Kauf zurückgreifen. Hier findet man auch eher die Schnäppchen. „Aus der Erfahrung heraus, ist jedoch ein Kauf vor Ort deutlich sicherer, die Beratungen von den fachkundigen Händlern sind viel Wert. Zudem gibt das Testen der verschiedenen Rahmengrößen auch Sicherheit für einen vernünftigen Kauf“, verrät der 27-jährige Brühler. Wer gerne auf Schnäppchenjagd geht, der sollte sich vor Oktober nach Rennrädern umsehen. Hier ist traditionell die Eurobike. Davor gibt es schon mal Radhändler, die ihre Räder verstärkt loswerden wollen und zu extrem günstigen Preisen anbieten.
Gebraucht ist auch eine Lösung
Auf diversen Online-Plattformen, in der Zeitung oder im Bekanntenkreis bekommt man oft gebrauchte Fahrräder angeboten. Meistens sind diese für Hobbysportler völlig ausreichend. Trotzdem sollte Vorsicht geboten sein. Bei den Alurädern sollte auf die Steifigkeit des Tretlagers und auf die Unversehrtheit der Carbongabel geachtet werden. Hingegen sollten Carbon Renn- und Triathlonräder auf Carbonschäden untersucht werden. Ein Riss oder ähnliches ist leicht zu übersehen, dieser kann aber für gravierende Stürze sorgen! Teilweise ist es auch schwer einzuschätzen, wie viel der Verkäufer schon gefahren und in welchem Zustand das Rennrad wirklich ist.
Letzte Tipps vom Experten
„Als Faustformel zur Berechnung des Rennradrahmens gilt: Größe x Faktor 0,66 zur Innenbeinlänge. Triathlon-Bikes sollten lieber etwas kleiner gekauft werden. Umbauten von Rennrädern zu Triathlon-Rädern sind nur ein Kompromiss und bei mittlerweile so günstigen Triathlon-Rädern, empfehle ich lieber darauf zu verzichten. Wenn es gar nicht anders geht, gibt es Sattelstützen, die es ermöglichen mehr über dem Tretlager zu sitzen, dadurch verändert sich die mögliche Sitzposition hinsichtlich des Rennrades“, rät Jeckel allen Triathleten für den Radkauf.
Wenn ihr die Tipps von David Jeckel berücksichtigt, dann sollte bei eurem Radkauf für die nächste Saison nichts schief gehen und euren gesteckten Zielen steht nichts mehr im Wege. Wir wünschen euch viel Erfolg beim Kauf und viel Spaß mit dem neuen Rennrad!
Vielen Dank an David Jeckel, der uns mit seinen Tipps und seiner Erfahrung zur Seite steht. Mehr Informationen rund um das Thema Equipment und Bike-Fitting erfahrt ihr direkt beim Team von ProAthletes.